Berry Brown Faces

Performance

Am Beispiel Mary Seacole: Care-Arbeit, Geschichtskultur & Aufmerksamkeitsökonomie
feat. Performance BERRY BROWN FACES

1.12.2023, 19:00 – Haus der Universität, Schadowplatz 14, Düsseldorf

Eine Serial Performance von Friederike Felbeck
Júlia da Silva vs. Mary Seacole

mit Mariana Senne, Francisco Bernardi und Azizè Flittner

In einer Reihe von Performances begegnen sich Abenteurerinnen, Künstlerinnen, Forscherinnen und Wissenschaftlerinnen, Unternehmerinnen und Pionierinnen
des 19. und 20. Jahrhunderts an verschiedenen Spielorten mit kolonialer Bedeutung: botanischer Garten, Zoo, ein naturkundliches und ein ethnologisches Museum, eine ehemalige Bank. In fiktiven Battles inspirieren und fordern sich die außergewöhnlichen historischen Frauenfiguren und schreiben ihre eigene Biografie neu.

Die Biografie der 1805 in Jamaika geborenen und 1881 in London gestorbenen Mary Seacole ist in hohem Maße unkonventionell. Als Betreiberin des British Hotel im Krimkrieg von Kriegsveteranen verehrt, hat sie heute vielerorts Florence Nightingale den Rang abgelaufen und wurde zur Ikone der Schwarzen Geschichte nicht nur in der Geschichtskultur Jamaikas, sondern auch derjenigen Großbritanniens. Dies ist eine jüngere Entwicklung, denn obwohl Seacoles Erfahrungen und Einstellungen zur Pflege und Fürsorge seit 1857 in ihrem autobiografischen Bericht Wonderful Adventures of Mary Seacole vorliegen, ist sie für lange Zeit in Vergessenheit geraten – ein Schicksal, das sie mit zahlreichen anderen Frauen teilt.
In der multimedialen Performance BERRY BROWN FACES, dem ersten Teil einer Reihe von fiktiven Begegnungen zwischen historischen Pionierinnen, trifft sie auf Julia da Silva, die brasilianische Mutter von Heinrich und Thomas Mann. Ihre den fünf Kindern gewidmete Erzählung Aus Dodos Kindheit ist Zeugnis der eigenen Identitätswerdung zwischen zwei Kulturen.

Es diskutieren:

Regina Schober (Professorin für Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der HHU, aktuelle Forschung zur Schnittstelle zwischen Literatur und digitalen Medien, Theorien des Scheiterns und digitaler Care-Ethik)

Yagmur Karakis (Historikerin mit Schwerpunkt Globalgeschichte an der HHU, Initiatorin von Düsseldorf postkolonial und aktiv im Netzwerk AG RheinlandGlobal)

Ana Kreter (promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin, Projektkoordinatorin “Agroforst Reallabor” im Zentrum für Forschung, Innovation und Transfer, Hochschule Rhein-Waal, Kleve)

Moderation:

Eva Ulrike Pirker (Professorin für Englische und Vergleichende Literatur and der Vrije Universiteit Brüssel, assoz. Mitglied des Centre for Translation Studies der HHU)

Mariana Senne, geboren in São Paulo, Brasilien, ist eine in Berlin lebende Theatermacherin und Performerin, die in ihrer aktuellen Arbeit interkulturelle theatrale Praktiken erforscht und neue Formen der Inszenierung entwickelt, mit einem Schwerpunkt auf feministischen Themen. Sie war Mitglied und Mitbegründerin einer der innovativsten Theatergruppen in Brasilien, der Cia. São Jorge de Variedades. An der Universität der Künste in Amsterdam absolvierte sie den Masterstudiengang “Das Theatre” und forschte als DAAD-Stipendiatin an der Universität Hildesheim. Als Performerin arbeitet sie mit Kollektiven und Regisseur:innen insbesondere der Freien Szene zusammen.

Azizè Flittner wurde in New York geboren und wuchs in Deutschland, Russland und Burundi auf. Nach ihrem Abitur studierte sie Vergleichende Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte, bevor sie in Ulm ihre Schauspielausbildung absolvierte. Seit 2006 lebt sie in ihrer Wahlheimat Köln und hat an Theatern in Konstanz, Braunschweig, Aachen, Nürnberg und Essen gespielt. Darüber hinaus erarbeitet sie eigene Projekte und gewann 2022 gemeinsam mit Karin Frommhagen den Kurt-Hackenberg-Preis für die Performance „COLONIA ON EIS“. Ihr Roman „Am ersten wirklich heißen Tag des Jahres“ erschien 2020. Immer wieder steht sie auch für Film und Fernsehen vor der Kamera, zuletzt in dem Film „Die Beste zum Schluss“,  der ab Frühjahr 2024 in der ARD/Degeto zu sehen sein wird.

Francisco Bernardi ist Schüler und lebt in Düsseldorf.

Friederike Felbeck ist eine international tätige Regisseurin und Autorin mit Schwerpunkt experimentelles Musiktheater. Sie entwickelt mehrsprachige, transkulturelle und zumeist ortsspezifische Performances. In Düsseldorf entstanden Signature Plays, die Werk und Wirken der Dichterin Rose Ausländer und der Komponistin Clara Schumann neu kontextualisieren. Derzeit in Vorbereitung ist, gemeinsam mit der ukrainischen Komponistin Alla Zagaykevych, die Uraufführung einer Kammeroper zur Situation osteuropäischer Pflegekräfte in Deutschland.

Die Veranstaltung wird gefördert von:
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Kunststiftung NRW und Bürgeruniversität der Heinrich-Heine-Universität